Frauengesundheit: Wenn der Krebs in den Genen liegt

Frauengesundheit: Wenn der Krebs in den Genen liegt

Am 4. Februar war Weltkrebstag. Rund 650 Frauen in Österreich erhalten jährlich die Diagnose Eierstockkrebs. Eierstockkrebs, in der Fachsprache Ovarialkarzinom genannt, macht damit die siebenhäufigste Krebsart bei Frauen aus. Ein Ovarialkarzinom kann erblich bedingt sein und in einer Familie gehäuft auftreten. In frühen Stadien macht er meist keine Symptome, weswegen die Tumoren meist ein Zufallsbefund sind oft erst spät erkannt werden. Wenn möglich, wird Eierstockkrebs in einer Operation komplett entfernt. Bei erblich bedingtem Eierstockkrebs ist das Risiko zusätzlich oder zu einem späteren Zeitpunkt an Brustkrebs zu erkranken besonders hoch, erklärt die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe Dr. Tadeja Schulz vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan.

Eierstockkrebs und familiärer Eierstockkrebs, ist das ein Unterschied?
FÄ Dr. Tadeja Schulz: Bei einer familiären/erblich bedingten Erkrankung kommt der Krebs häufig früher und kann aggressiver sein.

Wie hängen Brust- und Eierstockkrebs zusammen?
Brustkrebs ist die häufigste bösartige Erkrankung der Frau und Eierstockkrebs der gynäkologische Tumor mit der höchsten Sterblichkeitsrate. Betrachtet man die Risikofaktoren, gibt es sehr viele Parallelen.

Was ist ein erblich bedingter Krebs?
Der Familienanamnese kommt bei diagnostiziertem Brust- oder Eierstockkrebs eine besondere Bedeutung zu. Inzwischen wissen wir, dass Brust- und Eierstockkrebs in manchen Familien häufiger vorkommt. Fünf bis acht Prozent aller Brustkrebsdiagnosen und mindestens 15 Prozent der Diagnosen bei Eierstockkrebs haben eine genetische Ursache. Einen besonders großen Einfluss auf das Risiko für Ovarialkarzinome haben jedoch bestimmte Genveränderungen wie BRCA-1 und BRCA-2. Diese als „Brustkrebsgene“ bekannten Mutationen können also zusätzlich in Zusammenhang mit Eierstockkrebs stehen. Wer aufgrund eines mutierten BRCA 1 oder BRCA 2-Gens eine erbliche Veranlagung für Eierstockkrebs hat, lebt mit einem Risiko von 60-65 Prozent, im Laufe des Lebens an dem
Krebs zu erkranken. Das normale Risiko der Durchschnittsbevölkerung ist jedoch nur ein bis zwei Prozent.

Wie kann ich erfahren, ob ich ein erhöhtes Risiko trage, an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken?
Ergibt sich aus der Anamnese der Verdacht auf eine genetische Ursache, kann nach entsprechender Information und Beratung mittels genetischer Analyse nach einer solchen Mutation gesucht werden.

Welche Symptome gibt es bei Eierstockkrebs?
Die Beschwerden bei Eierstockkrebs sind einerseits sehr unspezifisch . Frühstadien des Krebses sind meist ein Zufallsbefund bei einem vaginalen Ultraschall im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung oder im Rahmen einer Abklärung aufgrund von Beschwerden. Bei einer fortgeschrittenen Erkrankung kann man eine Zunahme des Bauchumfangs,
Schmerzen, Verstopfungsbeschwerden, Übelkeit, Gewichtverlust feststellen.

Eierstockkrebs-Ursachen: Warum entsteht Eierstockkrebs?
Es gibt zahlreiche Risikofaktoren, die dazu beitragen an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken. Bei Brustkrebs zählen ein höheres Alter, hormonelle Faktoren wie eine frühe Beginn der ersten Menstruation, eine späte Menopause, Geburtenlosigkeit oder kurze Stillzeit sowie zB. eine Hormonersatztherapie in der letzten Phase der Wechseljahre dazu.
Bekannterweise sind auch Übergewicht, Suchtverhalten, Bewegungsmangel und Nikotin bzw. Nacht- und Schichtarbeit relevante Faktoren. Bei Eierstockkrebs spielt zusätzlich zu den genannten Risikofaktoren auch Unfruchtbarkeit eine Rolle.

Kann sich jede Frau präventiv die Eierstöcke entfernen lassen?
Die vorbeugende Entfernung der Eierstöcke gilt als einzige Prävention, ist aber nur bei einer erblich bedingten Veranlagung sinnvoll. Durch die Entfernung senkt sich der Östrogenspiegel im Körper, dies wirkt sich möglicherweise günstig auf das Brustkrebsrisiko insgesamt aus,
kann jedoch auch zu Östrogen-Mangelerscheinungen wie einer Verschlechterung der Knochendichte, Libidoverlust, trockener Haut, Haarausfall, Schweißausbrüchen sowie Hitzewallungen führen. Natürlich kann man nach einer Entfernung der Eierstöcke auch nicht
mehr auf natürlichem Weg schwanger werden.

Kann das Krebsrisiko für erblichen Eierstockkrebs durch die vorbeugende Entfernung der Eileiter und Eierstöcke deutlich minimiert werden?
Ja, das Risiko für Eierstockkrebs sinkt auf etwa ein Prozent. Das Brustkrebsrisiko sinkt um 50 Prozent. Daher wird es Mutationsträgerinnen auch eine prophylaktische Entfernung beider Eierstöcke u. Eileiter
nach Abschluss der Familienplanung ab 35. Lebensjahr angeboten.

Welche Folgen hat die Entfernung der Eierstöcke für den Körper?
Die einschneidendste Folge: Die Frau kann keine Kinder mehr bekommen, denn in den Eierstöcken bilden sich die befruchtungsfähigen Eizellen heran. Nach einer solchen Entfernung ist die Frau steril. Aus diesem Grund entscheiden sich die meisten Betroffenen etwa um 40 oder 45 herum zu einer vorbeugenden Eierstock- und Eileiterentfernung.

Warum gibt es keine Früherkennung?
Wenn in der Familie schon Fälle mit familiären Eierstock- und/oder Brustkrebs gab, sollte das genetisch abgeklärt werden. Bei Eierstockkrebs gibt es derzeit noch keine Methode zur Früherkennung. Besonders wichtig ist auch die Brustkrebsvorsorge und das Brustkrebsfrüherkennungsprogramm. Dies bedeutet, dass jede in Österreich lebende Frau zwischen 45 u. 69 Lebensjahr in zweijährigem Abstand eine Einladung zur einer Screening-Mammographie erhält. Für die Frauen die BRCA 1- u. 2-Mutationsträgerinnen sind gibt es intensivierte Früherkennung mit einer jährlichen MRT-Untersuchung der Brust ab dem 25. Lebensjahr bzw. fünf Jahre vor dem frühsten Erkrankungsalter in der Familie sowie die Empfehlung zur Mammographie ab dem 35. Lebensjahr.

Wenn man den Gentest macht und dieser negativ ausfällt – heißt das automatisch, dass man nicht an Brust- oder Eierstockkrebs erkranken kann?
Leider nein. Nur ein gewisse Prozentzahl der Erkrankungen ist auf eine genetische oder bereits erkannte genetische Ursache zurückzuführen.

Ist Eierstockkrebs gut behandelbar bzw. heilbar?
Eierstockkrebs bzw. in der medizinischen Fachsprache, Ovarialkarzinom, ist die fünft häufigste bösartige Tumorerkrankung bei Frauen in Europa und gilt als besonders aggressiv. Die 5-Jahres-Überlebens-Prognose von Eierstockkrebs liegt bei ca. 45 Prozent. Eine Heilung von Eierstockkrebs ist möglich, je nach Tumorbiologie und Stadium. Der Erfolg der Operation
ist maßgeblich für die Prognose der Patientin. Operation wird gefolgt von einer Chemotherapie. Die Standardtherapie ist eine platinhaltige Chemotherapie. Zusätzlich kommen Angiogenesehemmer zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine moderne Antikörpertherapie, die den Tumor zielgerichtet bekämpft. Das Medikament wird zusätzlich zur Chemotherapie verabreicht.

Wann werden neue Arzneiwirkstoffe wie zB. PARP-Inhibitoren eingesetzt?
Unter PARP-Inhibitoren versteht man eine relativ neue Gruppe von Wirkstoffen, die zur Behandlung verschiedener Krebserkrankungen eingesetzt werden. Eine Behandlung mit einem PARP-Inhibitor wird unter bestimmten Voraussetzungen bei einem wieder aufgetretenen Eierstockkrebs mit dem Ziel eingesetzt, eine erneute Rückkehr der
Krebserkrankung zu verzögern. PARP-Inhibitoren werden primär bei Patientinnen mit BRCAMutation eingesetzt, mittlerweile profitieren aber auch viele andere Patienten davon. PARPInhibitoren werden somit dort eingesetzt, um generell das Überleben der Patienten zu verlängern. PARP-Inhibitoren verlängern das Überleben bei fortgeschrittener Krebserkrankung.

Ihre Ansprechpartnerin

Expertin Dr. Tadeja Schulz
Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan

Spitalgasse 26, 9300 St. Veit/Glan
Telefon: 0043 4212 499-0

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